Liebe, Glück und andere Selbstverständlichkeiten

Für welchen Mann soll ich mich entscheiden?

Anusch (37) aus Oggersheim fragt:


ich stehe gerade vor einer schwierigen Entscheidung. Seit etwa zwei Monaten habe ich eine Affäre mit einem verheirateten Mann, Jakob R. [Namen geändert (Anm. d. R.)]. Er ist sehr charmant, und es fühlt sich intensiver an, als ich je gedacht hätte. Das Problem ist, dass er sich momentan nicht von seiner Frau trennen möchte. Und dann gibt es da auch Anton, einen guten Freund von mir, mit dem ich schon seit Jahren in engem Kontakt stehe. Er ist immer für mich da, zuverlässig und zeigt immer mehr Interesse an mir, was mich nicht kalt lässt. Jetzt fühle ich mich hin- und hergerissen. Einerseits fühle ich mich von Jakob sehr angezogen, andererseits weiß ich, dass Anton viel mehr in der Lage ist, mir langfristig das zu bieten, was ich mir in einer Beziehung wünsche. Was soll ich tun?

Nicole Strietz antwortet:

Liebe Anusch,


ich kann mich nur allzu gut in Ihre Situation hineinversetzten. Nicht nur, weil ich als Psychologin immer wieder mit Empathie arbeite, nein, vielmehr weil ich selbst schon einmal vor einer ähnlichen Entscheidung stand.

Ich habe mich damals dafür entschieden, die Affäre mit dem verheirateten Mann öffentlich zu machen. Ein riskantes Spiel. Die Ehe ging in die Brüche, die Affäre dadurch allerdings ebenfalls. Aber in manchen Situationen darf man für die Liebe nichts unversucht lassen! Das hätte ich schon damals meinem Freund und stillen Verehrer zurufen können. Letztlich hat er nie den Mut aufgebracht, mir seine Gefühle zu gestehen. Für mich war es aber tröstlich, ihn immer an meiner Seite zu wissen, auch in schwierigen Phasen wie nach der Trennung. Geben Sie so eine Freundschaft nicht unbedacht auf! Das ist viel Wert!

Herzlichst, Nicole Strietz

Wie kommt wieder mehr Würze in die Beziehung?

Mathilda (41) fragt:

„Ich war mir nach meiner Scheidung eigentlich sicher, dass ich mich nicht noch einmal auf eine feste Partnerschaft einlassen würde. Doch dann kam Jochen in mein Leben! Ich bin froh mit ihm einen so geduldigen, zuneigungs- und verständnisvollen Partner an meiner Seite zu haben. Er ist aufmerksam, hört gut zu und kocht jeden Abend für mich. Doch hier liegt auch mein Problem – mir schmeckt sein Essen nur selten wirklich gut. Ich möchte nicht undankbar sein und scheue mich daher, ihn darauf hinzuweisen. Aber ich würde mir auch wünschen, es einmal anzusprechen zu können und mich nicht verstellen zu müssen. Wie mache ich das am besten? 

Nicole Strietz antwortet:

Liebe Mathilda,
als Psychologin gehört es zu einer meiner wichtigsten Aufgaben zu lesen, was die Menschen mir zwischen den Zeilen mitteilen möchten. Ich achte in Therapiesitzungen auf jedes Wimpernzucken, jedes Kopfschütteln, darauf ob jemand weint, schreit oder lacht. 

In ihrem Fall scheint mir auf der Hand zu liegen, dass es Ihnen wohl kaum um das Kochen gehen dürfte und Sie vielmehr vom „Kochen“ sprechen! Sexualität kennt viele Facetten. Kein Wunder das Ihnen der Appetit vergeht, wenn Ihnen jeden Abend dieselbe Geschmacksrichtung (Jochen) aufgetischt wird. Warum öffnen Sie die Beziehung nicht? Sollte Jochen tatsächlich so verständnisvoll sein wie sie schreiben, wird er wohl nachvollziehen können, dass sie sich mehr Würze im Leben wünschen. 

Herzlichst, Nicole Strietz


Sollen sie zusammenziehen?

Maja S. (24) fragt:

„Mein Freund (25) und ich sind seit 5 Monaten glücklich zusammen, obwohl wir eine Fernbeziehung führen. Wir haben uns auf einem Musikfestival kennengelernt und sehen uns seither jedes zweite Wochenende, auch wenn das für uns mit vielen Stunden anstrengender Zugfahrt verbunden ist. Mein Freund möchte im Winter, wenn er mit seinem Studium fertig ist, in meine Stadt ziehen, um mit mir zusammenzuziehen. Ich freue mich darüber, merke aber auch, dass ich noch unsicher bin, ob wir jetzt schon so weit sind, wirklich zusammenzuwohnen. Wie kann ich mit dieser Unsicherheit umgehen, ohne die Beziehung zu gefährden? Soll ich meinen Freund darauf ansprechen?“

Nicole Strietz antwortet:

Liebe Maja,
sie sind mit ihrem Schicksaal nicht allein. Eine Beziehung ist stets ein feines Austarieren von Nähe und Distanz, von Freiheit und Vertrautheit, von Wärme und Unterkühltheit. Ein Balanceakt, der nur wenigen Paaren gelingt.
Sie wollen einen Weg finden, mit der Unsicherheit umgehen, um die Beziehung nicht zu gefährden? Sehen Sie es einmal so: Eine Beziehung, die vorwiegend aus Unsicherheit besteht, kann wohl kaum durch Unsicherheit gefährdet werden! Die richtige Frage muss doch lauten: Will ich eine Beziehung führen, die mich schon während der frühen Phase der vermeintlichen Verliebtheit (ver-)zweifeln lässt? Wie soll die Zeit danach erst werden, wenn Sie jetzt schon unsicher sind?
Fragen Sie sich: Warum möchte mein Partner erst sein Studium beenden, um dann zu mir zu ziehen? – Vielleicht weil es bequemer ist, als sich selbst eine Wohnung zu suchen? Warum sehen Sie sich nur alle zwei Wochen? Will ihr Partner ihnen etwas verheimlichen? Auch wenn das Kennenlernen auf einem Musikfestival romantisch und ungezwungen klingt, in diesem Kontext sollten Sie Vorsicht walten lassen und sich fragen, ob sie nicht einen verlässlicheren Partner verdient haben (haben Sie!). Ihr Plan steht aus meiner Sicht unter keinen guten Vorzeichen! Ziehen Sie möglichst schnell die Notbremse! Eine Trennung ist einfacher zwischen zwei Städten als innerhalb der eigenen (bzw. gemeinsamen) vier Wände. Gerade beim aktuell so angespannten Wohnungsmarkt.

Herzlichst, Nicole Strietz

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